Hochsensibel und körperliche Symptome – Warum dein Körper reagiert und wie du Linderung findest

Fühlst du dich manchmal von zu vielen Reizen regelrecht überwältigt?
Vielleicht erkennst du dich darin wieder: Eine volle To-do-Liste, laute Geräusche oder intensives zwischenmenschliches Drama können dich vollkommen aus der Bahn werfen. Du merkst vielleicht, dass du dann nicht nur emotional, sondern auch körperlich leidest – zum Beispiel mit Kopfschmerzen, Magenproblemen oder Verspannungen. Das kann ein Hinweis auf Hochsensibilität sein. Doch was hat es damit auf sich und wie hängen hochsensibel körperliche Symptome zusammen?
In diesem Beitrag erhältst du einen Einblick in die Zusammenhänge zwischen Reizempfindlichkeit und Beschwerden auf physischer Ebene. Außerdem möchte ich dir konkrete Ideen an die Hand geben, wie du dir selbst helfen kannst und mehr Vertrauen in deinen Körper gewinnst. Denn eines ist sicher: Mit dem richtigen Verständnis für deine Bedürfnisse kannst du körperliche Symptome lindern und neue Energie finden.
Inhalt:
1. Was bedeutet Hochsensibilität?
Hochsensibilität (kurz: HSP für „Highly Sensitive Person“) ist keine Diagnose, sondern eher eine Veranlagung oder ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei etwa 15–20 % aller Menschen auftritt. Hochsensible Personen nehmen Reize aus ihrer Umwelt besonders intensiv wahr. Das kann sich auf Geräusche, Lichteinflüsse, Gerüche, Emotionen oder auch Stimmungen in Räumen beziehen.
Während andere Menschen lässig durch den Tag gehen, fühlen sich Hochsensible oft schneller überreizt oder überfordert. Das liegt daran, dass ihr Nervensystem sehr fein und detailgenau verarbeitet, was von außen auf sie einströmt. Diese intensive Wahrnehmung ist gleichzeitig eine große Stärke – denn HSP können dadurch sehr empathisch, kreativ und einfühlsam sein. Doch sie birgt eben auch das Risiko von Stressreaktionen und körperlichem Ungleichgewicht. Genau hier liegt der Zusammenhang von Hochsensibilität und körperlichen Symptomen, die sich manchmal wie ein roter Faden durch den Alltag ziehen. Wenn du vermutest, hochsensibel zu sein, oder es gerade nicht weißt, kannst du auch hier den Selbsttest machen.
2. Warum reagiert der Körper so stark?
Wenn dein Gehirn und dein Nervensystem dauernd auf Hochtouren arbeiten, kann das leicht zu Stress führen. Und Stress hat bekanntlich verschiedene Auswirkungen auf den Körper:
- Anspannung und Verspannungen: Bei Reizüberflutung spannt sich der ganze Körper an – oft merkst du das erst, wenn du Kopf- oder Rückenschmerzen bekommst.
- Verdauungsprobleme: Ein übersensibles System kann sich auch im Magen-Darm-Trakt bemerkbar machen – von Bauchschmerzen bis Reizdarm-ähnlichen Beschwerden.
- Hormondrüsen & Immunsystem: Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt beeinflussen und das Immunsystem schwächen.
- Schlafstörungen: Wer ständig alle möglichen Eindrücke aufnimmt, kann abends oft nur schwer „abschalten“ und das Gedankenkarussell beginnt sich zu drehen. Schlaf ist aber essenziell für Regeneration.
Gerade hochsensible Menschen berichten zudem von psychosomatischen Schmerzen (z. B. in Form von Kopfschmerzen oder diffusen Schmerzen im Körper), die sich nicht klar einer körperlichen Ursache zuordnen lassen. Oder sie erleben bestehende Erkrankungen wie Endometriose besonders intensiv, weil ihr Körper und Geist ständig auf Alarmbereitschaft stehen.
Das alles ist keine „Einbildung“ und macht dich nicht schwach. Es heißt nur, dass dein Körper und Geist besonders fein auf die Umwelt reagieren – und dass es Strategien braucht, um diese Empfindsamkeit konstruktiv zu nutzen. So kannst du gezielt mit hochsensibel körperliche Symptome umgehen, bevor sie sich festsetzen.

3. Erste Schritte zu mehr Wohlbefinden
Die gute Nachricht lautet: Auch wenn du empfindsamer bist, als die meisten deiner Mitmenschen, kannst du lernen, damit umzugehen und dich zu stärken. Hier ein paar Impulse, die vielen Hochsensiblen bereits geholfen haben:
- Reizquellen erkennen und verringern
Nimm dir Zeit, einmal bewusst festzuhalten, was dich besonders stark überreizt. Ist es das ständige Ping deiner Handy-Benachrichtigungen? Sind es lange Tage ohne Ruhepausen oder laute Orte? Manchmal reicht es schon, gewisse Reizquellen zu reduzieren – zum Beispiel, indem du dir mehr stille Zeit gönnst oder Noise-Cancelling Kopfhörer im Großraumbüro benutzt, um dich abzugrenzen. - Kurze Auszeiten einplanen
Wer sehr aufnahmefähig ist, braucht regelmäßig Mini-Pausen. Das können fünf Minuten am offenen Fenster sein, eine kurze Meditation oder auch ein Spaziergang. Ziel ist, den Stresslevel zu senken und deinem Körper zu signalisieren: „Du darfst dich entspannen.“ So beugst du Verspannungen und Energieabfall vor. - Achtsamkeits- und Entspannungstechniken
Viele hochsensible Menschen schwören auf Methoden wie Hypnose, Imagination oder Bodyscan. Diese Verfahren helfen dabei, den Körper bewusst zur Ruhe zu bringen, innere Bilder zu nutzen und innere Ressourcen zu aktivieren. Sie sind wie ein „Reset-Knopf“ für dein überreiztes System. - Gesunde Abgrenzung lernen
Wenn du schnell spürst, was andere fühlen, ist es leicht, sich in den Problemen anderer zu verlieren. Achte darauf, deine Energie zu schützen: Setze klare Grenzen, wenn du merkst, dass gewisse Gespräche oder Situationen dir gar nicht guttun. Das ist kein Egoismus, sondern Selbstfürsorge. - Mentale Techniken für Körper und Psyche
Insbesondere hochsensible Frauen mit Schmerzen (z. B. durch Endometriose) berichten, dass sie mithilfe von Visualisierungen oder Hypnose lernen, ihre Schmerzwahrnehmung zu verändern. Das bedeutet nicht, die Schmerzen zu ignorieren, sondern durch innere Bilder (z. B. Orte der Geborgenheit oder kraftvolle Symbole) neue Zuversicht und Entspannung zu finden. So senkst du das Stressniveau und oft auch die Schmerzintensität.
4. Wenn’s tiefer geht: Hol dir Unterstützung
Manchmal genügen kleine Tipps für den Alltag nicht, und das ist vollkommen in Ordnung. Professionelle Begleitung durch eine psychologische Beraterin oder Therapeutin kann sehr hilfreich sein, wenn du:
- Dich häufig überfordert, ängstlich oder ausgelaugt fühlst.
- Starke körperliche Symptome hast, die dich im Alltag einschränken.
- Merkst, dass alte Muster oder Glaubenssätze dich zurückhalten, dein volles Potenzial zu leben.
Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Endometriose oder immer wiederkehrender Reizüberflutung ist ein ganzheitlicher Ansatz wichtig. Das kann bedeuten, ärztliche Versorgung, physische Therapien und mentale Unterstützung zu kombinieren. Du musst nicht alles allein schaffen.
5. Meine persönliche Botschaft an dich
Glaube mir, du bist mit diesen Herausforderungen nicht allein – ich arbeite mit vielen hochsensiblen Menschen und die meisten erleben tagtäglich innere Kämpfe, die anderen vielleicht völlig fremd sind. Doch in deiner Feinfühligkeit steckt eine große Stärke: Du bist in der Lage, Nuancen wahrzunehmen, die andere übersehen. Mit den richtigen Strategien kannst du aus dieser Sensibilität eine wahre Superkraft machen, die dir Türen öffnet für ein erfülltes Leben.
Es ist ein Prozess, in dem du lernen darfst, dein eigenes Tempo zu finden, liebevoll mit dir selbst umzugehen und rechtzeitig auf deine Grenzen zu achten. Ermutige dich selbst (und lass dich ermutigen!), neue Wege zu gehen und ein Umfeld zu schaffen, in dem deine Hochsensibilität nicht als Schwäche wahrgenommen wird, sondern als Bereicherung für dich und dein Umfeld.
Schlussgedanke
Hochsensibilität ist kein Fehler in deinem System – sie ist ein wertvoller Teil deiner Persönlichkeit. Ja, sie kann zu körperlichen Symptomen führen, wenn du zu lange gegen deine eigenen Bedürfnisse lebst. Doch mit Achtsamkeit, gezielter Entspannung und professioneller Unterstützung kannst du lernen, deine Sensibilität in Balance zu bringen und deinen Körper zu unterstützen.
Ganz nach dem Motto: „Fühle tief, aber verliere dich nicht in den Gefühlen.“ Dafür lohnt es sich, die richtigen Werkzeuge an der Hand zu haben. Ich wünsche dir von Herzen den Mut, trotz aller Herausforderungen weiterzugehen und immer mehr Vertrauen in dich und deinen Körper zu finden.
Hast du Fragen oder möchtest deine Erfahrungen teilen? Schreib mir gerne eine Nachricht oder vereinbare einen Termin für ein persönliches Gespräch. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu mehr Mut und Selbstwirksamkeit zu begleiten.
Hinweis: Wenn du merkst, dass deine hochsensibel körperliche Symptome immer stärker werden oder du dich dauerhaft erschöpft fühlst, zögere nicht, ärztlichen Rat einzuholen. Eine ganzheitliche Herangehensweise aus medizinischer Betreuung und psychologischer Beratung kann dir dabei helfen, deinen Körper und Geist in Einklang zu bringen.
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Mag. Natalie Eichinger

Was versteht man unter Hochsensibilität?
Hochsensibilität (HSP) ist keine Krankheit, sondern eine Persönlichkeitsausprägung. Hochsensible Menschen nehmen äußere und innere Reize besonders intensiv wahr und verarbeiten sie tiefgründiger als andere. Dies betrifft Sinneseindrücke wie Geräusche, Gerüche oder Licht, aber auch Emotionen und Stimmungen.
Können körperliche Symptome wirklich durch Hochsensibilität entstehen?
Ja, oftmals spüren hochsensible Menschen Stress und Überreizung nicht nur mental, sondern auch physisch. Typische Beschwerden sind Kopfschmerzen, Verspannungen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Dabei handelt es sich nicht um Einbildung, sondern um reale Körperreaktionen auf die intensive Reizverarbeitung.
Wie kann ich meine körperlichen Symptome lindern?
Effektive Methoden sind beispielsweise Achtsamkeitsübungen, Hypnose oder Trance-Techniken, Progressive Muskelentspannung und ausreichend Ruhepausen im Alltag. Auch ein achtsamer Umgang mit Reizquellen (z. B. weniger digitale Ablenkung) und klare Grenzen im Privat- und Berufsleben können helfen, Stress zu reduzieren.
Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, permanent überreizt zu sein?
Achte darauf, regelmäßig Auszeiten einzulegen. Kurze Spaziergänge, Meditation, Atemübungen oder ein ruhiger, reizarmer Rückzugsort können Wunder wirken. Sprich außerdem offen über deine Bedürfnisse – sowohl im Freundeskreis als auch am Arbeitsplatz. Wenn das allein nicht ausreicht, kann eine professionelle Begleitung (z. B. durch psychologische Berater*innen) sehr hilfreich sein.
Ist eine Therapie zwingend notwendig, wenn ich hochsensibel bin?
Nicht unbedingt. Viele Hochsensible kommen gut zurecht, wenn sie Selbstfürsorge und Stressmanagement ernst nehmen. Eine Therapie oder psychologische Beratung kann jedoch sinnvoll sein, wenn du regelmäßig an körperlichen Symptomen oder Ängsten leidest oder das Gefühl hast, in deinem Alltag stark eingeschränkt zu sein.
Wie finde ich heraus, ob ich hochsensibel bin?
Es gibt verschiedene Selbsttests und Informationen (z. B. von Elaine N. Aron, die den Begriff „Highly Sensitive Person“ prägte). Das Ergebnis eines Tests ist zwar kein ärztliches Urteil, kann dir aber erste Orientierung geben. Im Zweifel hilft ein Gespräch mit Expert*innen, um mehr Klarheit zu gewinnen.
Kann Hochsensibilität auch Vorteile haben?
Auf jeden Fall! Hochsensible Personen sind oft sehr empathisch, kreativ und bemerken Details, die anderen entgehen. Wenn du lernst, deine Sensibilität konstruktiv einzusetzen und dich vor Überreizung zu schützen, kann daraus eine große Bereicherung für dein Leben und dein Umfeld werden.
Was sollte ich tun, wenn ich mich dauerhaft erschöpft fühle?
Chronische Erschöpfung kann ein Anzeichen dafür sein, dass deine Grenzen permanent überschritten werden. Plane mehr Ruhemomente ein, überlege dir, wo du deine To-dos reduzieren kannst, und erwäge eine professionelle Beratung. In manchen Fällen könnte auch eine körperliche Untersuchung sinnvoll sein, um andere Ursachen auszuschließen.