Emotionsregulation für Hochsensible: 5 effektive Übungen

Emotionsregulation für Hochsensible mit 5 wirksamen Übungen

Emotionsregulation für Hochsensible: Wie du deine Gefühle besser verstehst und lenkst. Mit 5 wirkungsvollen Tools und der RAIN-Methode.

Fühlst du dich manchmal von deinen eigenen Gefühlen überwältigt und wünschst dir, einen liebevolleren Umgang mit ihnen zu finden? Gerade wenn du hochsensibel bist, nimmst du deine Umgebung und deine inneren Prozesse oft sehr intensiv wahr. Das ist einerseits eine wunderbare Fähigkeit, denn sie ermöglicht dir tiefe Empathie, Kreativität und ein feines Gespür für Details. Andererseits kann sie dich aber auch schnell an den Rand der Überforderung bringen. Was dagegen hilft? Deine Gefühle zu verstehen und bewusster zu lenken.

In diesem Blogartikel erfährst du, warum Emotionsregulation für dich als hochsensiblen Menschen so wichtig ist, welche Herausforderungen dabei auftreten können und wie du sie mit konkreten, wirkungsvollen Werkzeugen, darunter die RAIN-Methode, in deinen Alltag integrierst.


1. Hochsensibilität und Emotionsregulation: Warum es sich lohnt, genauer hinzuschauen

Hochsensibilität: Was bedeutet das für dich?

Wenn du hochsensibel bist (kurz HSP, von engl. „Highly Sensitive Person“), verarbeitet dein Gehirn Eindrücke intensiver und tiefgründiger als bei den meisten anderen Menschen. Diese Intensität kann sich in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar machen:

  • Du nimmst Geräusche, Gerüche oder optische Reize stärker wahr und reagierst schneller auf Stress.
  • Du spürst oft sehr deutlich, wie es anderen Menschen geht, und kannst dich in sie hineinfühlen.
  • Du neigst dazu, lange über Erlebtes nachzudenken und möchtest Dinge im Detail durchdringen.

All das kann zu wunderbaren Momenten tiefen Erlebens führen, aber auch dazu, dass du schnell überreizt bist und deine Gefühle Hochs und Tiefs durchlaufen, die dich im Alltag belasten. Genau hier kann eine bewusste Emotionsregulation ansetzen, um dich darin zu unterstützen, deine Gefühlswelt zu ordnen.

Warum Emotionsregulation so entscheidend ist

Deine Emotionen sind ein wertvoller Kompass: Sie zeigen dir, was dir guttut und was nicht, und sie machen dich aufmerksam auf deine Bedürfnisse. Als hochsensibler Mensch hast du allerdings eine besonders feine Antenne für emotionale Schwingungen – sowohl deine eigenen als auch die deines Umfelds. Umso mehr ist es wirklich wichtig, deine Gefühle bewusst zu lenken, sodass sie dich nicht zu sehr überfordern oder belasten.

Gute Regulation deiner Gefühle heißt:

  • Deine Gefühle wahrnehmen, ohne sie zu bewerten.
  • Sie zulassen und verstehen.
  • Dich aktiv dafür entscheiden, wie du damit umgehen möchtest.

Das schenkt dir mehr innere Gelassenheit, erhöht deine Resilienz und hilft dir, in Beziehungen ausgeglichener zu agieren.


2. Typische Herausforderungen, die du als hochsensibler Mensch kennen könntest

2.1 Reizüberflutung

Reizüberflutung gehört zu den häufigsten Stolpersteinen für Hochsensible. Weil dein Gehirn Reize intensiver und gründlicher verarbeitet, können hektische Umgebungen – wie volle Kaufhäuser, Großraumbüros oder laute Feste – für dich sehr anstrengend sein. Die vielen Sinneseindrücke feuern ununterbrochen Signale ab, was in dir Stress auslösen und zu einer starken emotionalen Reaktion führen kann.

Wenn du merkst, dass sich Reizüberflutung anbahnt, fühlt sich das oft an wie eine innere Unruhe, die immer mehr wächst. Du wirst nervös, angespannt, möglicherweise gereizt oder traurig, ohne den Auslöser immer klar benennen zu können. Mit einer guten Regulation deiner Emotionen kannst du diesen Kreislauf so gut es geht frühzeitig durchbrechen.

2.2 Starke Empathie

Eine deiner größten Stärken ist deine Empathie – du kannst die Gefühle und Bedürfnisse anderer deutlich erspüren. Gleichzeitig kann dich das aber auch stark fordern. Vielleicht kennst du das? Jemand in deinem Umfeld ist traurig oder wütend, und plötzlich fühlt sich auch dein eigenes Inneres schwer an. Du nimmst die Energie anderer quasi wie ein Schwamm in dich auf.

Das Problem ist: Du lädst dir dadurch manchmal eine emotionale Last auf, die gar nicht zu dir gehört. Wenn du diesen Prozess nicht bewusst erkennst und gegensteuerst, kann das zu Verwirrung, Erschöpfung oder Frust führen. Mithilfe einer sensiblen Regulation deiner Gefühle kannst du lernen, dich besser von fremden Gefühlen abzugrenzen.

2.3 Perfektionismus und Selbstkritik

Viele Hochsensible haben einen ausgeprägten Anspruch an sich selbst: Sie wollen alles „richtig“ machen, niemanden enttäuschen und möglichst perfekt sein. Dieses Streben kann dich einerseits motivieren, hohe Qualität zu liefern oder deine Aufgaben verantwortungsbewusst zu erfüllen. Andererseits kann es in Selbstzweifel und negative Gedankenschleifen führen, wenn du glaubst, nicht gut genug zu sein oder jemandem nicht gerecht zu werden.

So hast du vielleicht regelmäßig den Drang, Dinge noch einmal zu überprüfen oder an deiner Leistung zu zweifeln. Diese innere Anspannung wirkt sich auf deine Emotionen aus und kann starken Druck erzeugen. Auch hier unterstützt dich eine bewusste Emotionsregulation dabei, Perfektionismus in gesunde Bahnen zu lenken.


3. Emotionsregulation – die Grundlage für ein gelasseneres Leben

Emotionsregulation bei Hochsensibilität: 5 tolle Übungen

„Emotionsregulation“ bedeutet nicht, dass du deine Gefühle ausschaltest oder verharmlost. Im Gegenteil: Du lernst, sie bewusst wahrzunehmen und anzuerkennen, bevor du entscheidest, wie du mit ihnen umgehst. Das wirkt wie ein Schutzschild, das zwischen dir und einer möglichen Überforderung steht.

Die vier Basis-Schritte der Emotionsregulation

  1. Wahrnehmen: Spüre in dich hinein und bemerke das Gefühl, das gerade präsent ist.
  2. Benennen: Gib dem Gefühl einen Namen („Ich fühle Traurigkeit“, „Ich fühle Wut“).
  3. Akzeptieren: Erlaube dem Gefühl, da zu sein, ohne es zu verurteilen oder zu unterdrücken.
  4. Handeln: Entscheide, wie du angemessen damit umgehen möchtest.

Gerade für dich als hochsensiblen Menschen sind diese Schritte Gold wert, weil sie Struktur in das oft chaotische Innenleben bringen können. Emotionsregulation wird damit zu einem täglichen Wegbegleiter, der dir erlaubt, deine Gefühlsintensität auf gesunde Weise zu leben.


4. Die RAIN-Methode: Ein bewährtes Achtsamkeitstool für deine Emotionsregulation

Die RAIN-Methode wurde unter anderem von der Psychologin und Meditationslehrerin Tara Brach entwickelt und hat sich als besonders effektiv erwiesen. Das Akronym RAIN steht für:

  1. R – Recognize (Erkennen)
  2. A – Allow (Zulassen)
  3. I – Investigate (Erforschen)
  4. N – Non-Identification / Nurture (Nicht-Identifizieren / Nähren)

Auf Deutsch können wir diese Schritte frei übersetzen als:

  • R – Registrieren: Bemerke das starke Gefühl in dir.
  • A – Akzeptieren: Erlaube dir, das Gefühl zu haben, ohne es gleich wegzudrängen.
  • I – Innehalten & Erforschen: Forsche behutsam nach, was hinter diesem Gefühl steckt.
  • N – Nicht-Identifizieren & Nähren: Erinnere dich, dass du nicht deine Gefühle bist. Zeige dir selbst Mitgefühl und Fürsorge.

So kannst du RAIN Schritt für Schritt anwenden

  1. Recognize (Erkennen / Registrieren)
    Spüre, wenn eine intensive Emotion in dir aufsteigt. Stell dir vor, du drückst kurz auf „Pause“ und sagst dir: „Okay, da ist gerade Wut“ oder „Da ist Angst.“ Diesen Moment der Bewusstwerdung kannst du auch körperlich verankern, indem du kurz tief ein- und ausatmest.
  2. Allow (Zulassen / Akzeptieren)
    Sobald du die Emotion erkannt hast, lass sie für einen Augenblick da sein. Sag dir innerlich: „Es ist okay, dass ich mich jetzt so fühle.“ Das heißt nicht, dass du dein gesamtes Verhalten von dieser Emotion bestimmen lässt. Vielmehr gibst du dir selbst die Erlaubnis, diese Gefühlsregung erst mal zu spüren, ohne sie zu be- oder verurteilen.
  3. Investigate (Erforschen / Innehalten)
    Schau neugierig auf das Gefühl: Was macht es so stark? Hast du vielleicht in den letzten Stunden oder Tagen viel Stress gehabt? Steckt hinter der Wut eigentlich ein Gefühl von Überforderung oder Angst? Suche nicht zwanghaft nach einer Antwort, sondern sei einfach offen für das, was sich zeigt. Manchmal genügt es, dir einen Moment Zeit zu nehmen und zu spüren, wo du das Gefühl im Körper wahrnimmst.
  4. Non-Identification / Nurture (Nicht-Identifizieren / Nähren)
    Erinnere dich daran, dass du nicht deine Gefühle bist, sondern sie hast. Dieser Schritt ist zentral für deine Emotionsregulation. Wut, Angst, Trauer oder Freude sind vorübergehende Zustände. Du kannst dir in diesem letzten Schritt bewusst Mitgefühl schenken: „Ich weiß, das ist gerade schwierig, aber ich bin für mich da.“ Indem du dich nicht vollständig mit dem Gefühl gleichsetzt, gewinnst du neuen Handlungsspielraum und kannst fürsorglich mit dir umgehen.

Du denkst, du bist zu sehr von deinen Emotionen überwältigt und in deinem Alltag beeinträchtigt? Du wünschst dir eine professionelle, einfühlsame Begleitung, um als hochsensibler Mensch besser mit deinen Gefühlen zurechtzukommen? Dann buche hier ein kostengünstiges Erstgespräch mit mir!

5. Übungen, die dir helfen, deine Emotionsregulation zu vertiefen

Damit du die RAIN-Methode noch leichter im Alltag integrieren kannst, möchte ich dir einige Übungen vorstellen, die dich dabei unterstützen, dich zu zentrieren und dir in stressigen Momenten den nötigen Halt geben. Diese Praktiken werden dir helfen, deine Emotionsregulation stetig zu verbessern.

5.1 Achtsames Atmen

Warum?
Wenn dir die Welt mal wieder zu laut erscheint und du spürst, wie sich deine innere Unruhe aufbaut, kann bewusste Atmung wahre Wunder wirken. Du aktivierst damit den Vagusnerv (deinen „Ruhe-Nerv“), der für Entspannung zuständig ist – ein wichtiger Baustein in deiner Emotionsregulation.

Wie funktioniert es?

  • Setz dich bequem hin und leg deine Hände auf deinen Bauch.
  • Atme tief ein und lass den Bauch heraus, als würdest du einen Ballon füllen.
  • Halte den Atem einen Moment an (1–2 Sekunden).
  • Atme langsam aus und spüre, wie sich deine Bauchdecke wieder senkt.
  • Wiederhole dies mehrere Male und beobachte dabei nur deinen Atemfluss.

5.2 Bodyscan

Warum?
Im hektischen Alltag verlierst du schnell den Kontakt zu deinem Körper, obwohl er ein hervorragender Indikator für deine emotionale Verfassung ist. Mit dem Bodyscan lernst du, Verspannungen oder Stresspunkte frühzeitig zu erkennen und trägst so aktiv zu deiner Emotionsregulation bei.

Wie geht’s?

  • Nimm dir 5–10 Minuten Zeit und leg dich flach auf den Rücken oder setz dich bequem hin.
  • Schließe die Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus.
  • Lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Füße. Spüre, wie sie sich anfühlen.
  • Wandere langsam nach oben über die Waden, Knie, Oberschenkel, Beckenregion, Bauch, Brust, Schultern, Arme, Hände und schließlich zum Kopf.
  • Verweile kurz an den Stellen, wo du Spannungen fühlst, und atme bewusst dorthin.

5.3 Journaling

Warum?
Als hochsensibler Mensch hast du oft viele Gedanken und Gefühle in deinem Kopf und Herzen. Diese zu Papier zu bringen (und ja, ich empfehle dir, sie tatsächlich per Hand und nicht digital aufzuschreiben), schafft Klarheit und hilft dir, dich besser zu sortieren. Das ist ein großartiges Werkzeug für deine Emotionsregulation, weil du damit die innere „Gefühlsflut“ kanalisieren kannst.

Wie kannst du starten?

  • Nimm dir täglich 10–15 Minuten Zeit zum Schreiben.
  • Stelle dir Fragen wie: „Wie fühle ich mich gerade? Warum könnte das so sein?“ oder „Was hat mich heute besonders berührt?“
  • Erlaube dir, einfach draufloszuschreiben, ohne dabei alles zu bewerten oder korrigieren zu wollen.
Journaling bei Hochsensibilität

5.4 EFT – Emotional Freedom Techniques („Klopftechnik“)

Warum?
EFT kann dir helfen, Blockaden zu lösen, die du im Körper und Geist empfindest. Durch leichtes Klopfen auf bestimmte Akupunkturpunkte können sich angestaute Gefühle lösen und Stress reduziert werden. Das fördert eine schnelle und effektive Emotionsregulation im Alltag.

So gehst du vor

  1. Wähle eine Emotion oder ein Thema, das dich stark beschäftigt (z. B. Angst vor einem Meeting, innere Unruhe).
  2. Schätze die Intensität der Emotion auf einer Skala von 0 bis 10 ein (0 = gar nicht, 10 = extrem).
  3. Formuliere einen Satz wie: „Obwohl ich mich gerade ängstlich fühle, akzeptiere ich mich voll und ganz.“
  4. Klopfe mit Zeige- und Mittelfinger leicht auf bestimmte Akupunkturpunkte am Körper (z. B. Innenkante der Augenbrauen, Schläfen, unterhalb der Augen, unterhalb der Nase, am Kinn, Schlüsselbein, unter dem Arm), während du diesen Satz oder eine verkürzte Variante wiederholst.
  5. Prüfe anschließend, ob sich die Intensität deiner Emotion verringert hat. Wiederhole die Klopfrunde bei Bedarf.

6. Alltagstipps für mehr emotionale Balance durch Emotionsregulation

6.1 Self-Care: Gönn dir Auszeiten und achte auf deine Bedürfnisse

Als hochsensibler Mensch darfst du dir regelmäßig Auszeiten gönnen, in denen du nicht gestört wirst und dich von äußeren Reizen abschirmst. Das kann ein Spaziergang in der Natur sein, ein paar Minuten Meditation, ein Schaumbad oder einfach eine Tasse Tee in Stille. Achte auch auf die Basics wie genügend Schlaf, ausgewogene Ernährung und moderate Bewegung. All das stärkt deine Emotionsregulation, weil ein gesunder Lebensstil das Fundament für langfristige Stabilität bildet.

6.2 Grenzen setzen: Trau dich, „Nein“ zu sagen

Ja, du möchtest am liebsten niemanden enttäuschen und bist gerne für andere da. Doch wenn du deine eigenen Grenzen nicht respektierst, schlittern du und deine Umgebung unweigerlich in Probleme: Deine Kräfte schwinden, du wirst reizbar, fühlst dich ausgelaugt und kannst am Ende gar nicht mehr helfen. Ein klares „Nein“ oder „Heute brauche ich Ruhe“ ist keine Ablehnung anderer Menschen, sondern ein Ja zu dir selbst – und das ist für beide Seiten gewinnbringend. Auch das klare Setzen von Grenzen ist Teil einer gesunden Emotionsregulation.

6.3 Offline-Zeiten einplanen

Ständige Erreichbarkeit und die Flut an Nachrichten können dich zusätzlich stressen. Versuche, bewusste Offline-Zeiten in deinem Tag zu integrieren. Das kann beispielsweise eine Stunde vor dem Schlafengehen sein oder das Wochenende, an dem du Social Media und E-Mails nur sehr begrenzt checkst. Gönn deinem Geist die nötige Ruhe, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und dich zu regenerieren. Dadurch bleibt deine Emotionsregulation auch in einer digital geprägten Welt stabil.


7. Selbstmitgefühl: Werde deine eigene beste Freundin

Falls du schon einmal Menschen in schwierigen Situationen beigestanden hast, weißt du, wie warm und einfühlsam deine Art sein kann. Oft sind Hochsensible wahre Profis darin, andere aufzumuntern und Verständnis zu zeigen, allerdings vergisst du in diesem Moment vielleicht, auch dir selbst diese Zuwendung zu schenken. Selbstmitgefühl ist ein wichtiger Schlüssel, um deine eigene Gefühlswelt in Balance zu halten und deine Emotionsregulation zu unterstützen.

Frag dich bei der nächsten Krise: „Wie würde ich mit meiner besten Freundin / meinem besten Freund sprechen, wenn sie oder er genau das Gleiche durchmacht?“ Und dann versuch, genau so mit dir selbst zu reden – also liebevoll, unterstützend und wohlwollend.


8. Die RAIN-Methode in Aktion: Ein alltagstaugliches Beispiel

Stell dir vor, du kommst von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Du fühlst dich ausgelaugt und hast dich auf einen gemütlichen Abend gefreut. Doch kaum betrittst du deine Wohnung, fällt dir auf, dass dein Mitbewohner oder deine Partnerin die Küche in einem Chaos hinterlassen hat – Geschirr stapelt sich, überall Krümel und Flecken. Du merkst, wie in dir plötzlich Wut und Frust hochkochen.

  1. R (Recognize / Registrieren)
    Du spürst den Ärger in dir aufsteigen. Du sagst dir innerlich: „Okay, da ist gerade Wut. Mein Puls geht nach oben, ich bin angespannt.“
  2. A (Allow / Akzeptieren)
    Du lässt dieses Gefühl erst einmal zu. Du sagst dir: „Es ist okay, dass ich wütend bin. Die Situation stört mich wirklich.“
  3. I (Investigate / Erforschen)
    Du fragst dich: „Warum bin ich so aufgebracht? Bin ich vielleicht auch von der Arbeit total gestresst und brauche gerade Ruhe? Fühle ich mich nicht ernst genommen, weil ich mir mehr Ordnung gewünscht hätte?“ Ohne Selbstverurteilung lauscht du deinen Antworten.
  4. N (Non-Identification / Nähren)
    Du erkennst: „Ich bin nicht diese Wut. Es ist einfach ein Gefühl, das mich auf eine persönliche Grenze hinweist. Und ich darf mich jetzt um mich kümmern.“ Du atmest tief durch und beschließt, erst mal einen Moment für dich zu haben, bevor du das Gespräch suchst oder den Abwasch selbst erledigst.

Auf diese Weise läufst du weniger Gefahr, überzureagieren und eine heftige Diskussion loszutreten. Stattdessen schaffst du Raum, um achtsam zu klären, was du brauchst – ein Paradebeispiel für gelungene Emotionsregulation im Alltag.


9. Deine langfristigen Vorteile durch Emotionsregulation

Wenn du dich regelmäßig mit deinen Gefühlen auseinandersetzt und Techniken wie RAIN oder das Achtsame Atmen praktizierst, wirst du feststellen, dass du immer schneller in deine Mitte zurückfindest. Du gewinnst innere Stabilität und bist deutlich seltener in Gefühlsstürmen gefangen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf deine mentale Gesundheit aus, sondern auch auf deine Beziehungen.

Zu den wichtigsten Vorteilen einer starken Emotionsregulation gehören:

  • Klarere Entscheidungen: Du schaffst es besser, klar und intuitiv abzuwägen, ohne dich von überschießenden Emotionen leiten zu lassen.
  • Stabilere Beziehungen: Indem du dich weniger überrollt fühlst, kannst du anderen offen begegnen, eigene Grenzen setzen und gleichzeitig empathisch bleiben.
  • Weniger Stress: Du erkennst rechtzeitig, wann du eine Pause brauchst, und kannst vorbeugend handeln, bevor der Stress zu stark wird.
  • Mehr Selbstwert: Das bewusste Wahrnehmen und Annehmen deiner Gefühle führt dich zu mehr Selbstachtung. Du lernst: „Ich bin okay, so wie ich bin, und darf meine Bedürfnisse ernst nehmen.“

10. Schlussgedanken: Deine Gefühle als Wegweiser nutzen

Gerade weil du hochsensibel bist, können deine Gefühle zuweilen wie eine Welle über dir zusammenschlagen. Doch du musst nicht dagegen ankämpfen, sondern kannst lernen, auf dieser Welle zu surfen. Deine Emotionen sind wertvolle Signale, die dich auf das aufmerksam machen, was dir wichtig ist, wo du besonders verletzlich bist und was du dir eigentlich wünschst.

Indem du Methoden wie die RAIN-Methode anwendest, verschaffst du dir den Raum, den du brauchst, um mit deiner Intensität umzugehen. Du drückst nicht auf „Stopptaste“ für deine Gefühle, sondern nimmst sie liebevoll und klar in den Arm. Das öffnet neue Perspektiven und lässt dich im Einklang mit dir selbst handeln – ganz ohne Ausbrennen oder ständiges „Funktionieren-Müssen“. Und genau das ist das Herzstück einer gesunden Emotionsregulation.

Mein Wunsch für dich: Nimm diese Übungen als Einladung, mehr Achtsamkeit und Selbstmitgefühl in dein Leben zu integrieren. Gib deinen Gefühlen Raum und nutze sie als Wegweiser, der dich zu einem tieferen Verständnis deiner Bedürfnisse führt. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass eine achtsame Emotionsregulation nicht nur weniger Stress, sondern auch mehr Lebensfreude und innere Ruhe ermöglicht.

Du hast bereits alles in dir, was du brauchst. Du darfst es dir jetzt erlauben, diese innere Stärke zu entfalten. Ich wünsche dir dafür viel Kraft, Geduld und Freude beim Ausprobieren der vorgestellten Techniken und Übungen – und vor allem ein gutes Gespür für dich selbst!

Wenn du das Gefühl hast, zu stark von deinen Emotionen überfordert zu sein, deinen Alltag nicht mehr gut bewältigen kannst, oder einfach noch mehr wirkungsvolle Tools benötigst, begleite ich dich sehr gerne im 1:1 Setting. Buche gerne hier einen Termin für dein Erstgespräch, damit wir schauen können, wie die Chemie stimmt und wie ich dich unterstützen kann.

Ich freue mich schon darauf, dich kennenzulernen!

Alles Liebe,

Deine Natalie

Mag. Natalie Eichinger

Dipl. Psychologische Beraterin

Ich unterstütze hochsensible Menschen dabei, in schwierigen Lebenssituationen Mut zu fassen und wieder Kraft zu tanken. Dabei arbeite ich mit nachhaltigen und sanften, aber sehr effektiven Methoden. Die Beratungen zielen darauf ab, das Handlungsspektrum zu erweitern, Veränderungsprozesse anzustoßen und das Wohlbefinden zu steigern. Wie schön, wenn ich auch dich ein Stück deines Weges begleiten darf!

Foto (Frau von hinten) von Darius Bashar auf Unsplash
Header: Artem Kovalev auf Unsplash
Foto von Buch und Stift: Foto von Aaron Burden auf Unsplash

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